Interview mit Sabine Kutterolf-Ammon

Ich gehörte 2009 bis 2014 dem Creglingen Gemeinderat an.Das Jubiläum der G’werzinsel ist für mich ein guter Anlass noch einmal über diese Zeit nachzudenken.

Es hat mir sehr große Freude gemacht als Ortssprecherin zu wirken. Mit diesem Amt, das ja erst geschaffen werden musste, war ein mir sehr wichtiges Anliegen verbunden. Mir ist es nämlich sehr schwer gefallen, zu akzeptieren, dass jeder Teilort einen Ortschaftsrat und einen Ortsvorsteher oder eine Ortsvorsteherin hatte, der oder die die Interessen der eigenen Gemeinde vertreten und durchsetzen konnte, die Kernstadt Creglingen aber immer vom Gesamtgemeinderat und vom Bürgermeister vertreten wurde, der ja für alle Teilorte gleichermaßen zuständig sein muss. Es war deshalb für die Kernstadt Creglingen, meines Erachtens nach, ein großer Gewinn, dass es nun auch hier einen Ortssprecher mit Ortschaftsrat und eigenem Ortschaftsbudget gibt. Diese strukturelle Veränderung hat auch das Gemeinschaftsgefühl in der Kernstadt gestärkt, was sich damals sofort an dem Engagement vieler Menschen zeigte, die sich z.B. im Rahmen von „Creglingen blüht auf“ mit Spenden oder tatkräftigem „Mitanpacken“ gezeigt hat. Auch die Interessengemeinschaft „Märkte“ war ein Ergebnis dieser strukturellen Veränderung. Es ist gelungen die Landfrauen, die Vereine, die Schulen und auch viele engagierte Gruppen und Einzelpersonen zu einem „Wir“ zusammenzuführen. Das hat mich sehr glücklich gemacht.

Ein eher negatives Fazit betrifft die Eingriffe in unsere schöne Umgebung durch den Ausbau der Windenergie. Ich sehe den ökologischen Mehrwert gegenüber dem zerstörerischen Eingriff in unsere Ökosysteme immer noch nicht und es macht mich immer noch traurig, dass es mir nicht gelungen ist, andere von von meiner Meinung zu überzeugen.

Ein weiteres eher negatives Fazit ziehe ich in Bezug auf den Tourismus und den Fremdenverkehr. Trotz der vielen Anläufe, ist es mir und anderen nicht gelungen, ein tragfähiges touristisches Konzept zu erarbeiten, das eine mehrheitliche Zustimmung erringen konnte. Vielleicht können nur Zugezogene erkennen, welches Potential hier steckt und in was für einem wunderschönen Landstrich wir wohnen dürfen. Trotz des engen Rahmens, in dem sich der Gemeinderat einer Kommune letztlich nur bewegen kann, war ich gerne Teil des Gremiums und konnte aus beruflichen Gründen nicht mehr antreten.

Heute engagiere ich mich im Vorstand „Jüdisches Museum Creglingen“ und im Vorstand der „Jugendhilfe Creglingen e.V.“, denn es ist mir nach wie vor ein großes Anliegen, dass sich Menschen ehrenamtlich engagieren – egal in welchem Bereich und egal in welchem zeitlichen Umfang – denn nur durch gesellschaftliches Engagement können wir unser Gemeinwesen so gestalten, dass wir uns in der Gemeinschaft wohl und geborgen fühlen.