Interview mit Jürgen Dehner

Jürgen Dehner – aktiv

Ich mache die Arbeit als Gemeinderat auch nach über 25 Jahren gerne, es gab aber auch Momente, in denen ich den Sinn der Tätigkeit anzweifelte, denn sehr Vieles ist durch Vorgaben schon vorentschieden und kann nur noch beschlossen werden, auch gab es Enttäuschungen in verschiedener Art.
 
Es ist ein Amt, in dem man zu Kompromissen bereit sein muss, es gibt aber auch Entscheidungen, bei denen man fest bei seiner Meinung bleiben muss.
Es ist wichtig, auch wenn Abstimmungen nicht im eigenen Sinne ausfallen, sich trotzdem offen und kreativ an Folgeendscheidungen zu beteiligen.
 
Ich finde es gut, dass es bei uns im Gemeinderat keine Fraktionsplicht gibt. Es nervte mich, wenn es in den Jahren doch immer wieder zu Parteigeplänkel und Vorhaltungen kam. Jeder demokratische Mensch hat seine politische Grundeinstellung und diese kann/muss unterschiedlich sein, das macht gerade ein gutes Ergebnis aus. Politik ist für mich, dass man über Ansichten diskutieren und auch einmal streiten kann, aber man muss sich danach wieder zusammensetzen können und normal miteinander sprechen.
 
Über die Jahre gab es viele Entscheidungen, egal welche, es ist wichtig dass diese für die Zukunft der Stadt und Ihrer Bürger richtig sind. Diese Zukunftsgedanken fehlen mir aktuell manchmal. Nicht die günstigste Lösung ist die Beste, mache Maßnahmen kommen erst wieder in 20- 40 Jahren auf dem Tisch, hier kann es nicht nur um die Kosten, sondern um eine gute Lösung gehen. z.B. auch bei einer Wohnumfeldmaßnahme.
Auch ist der Städtische Haushalt für mich dafür zuständig nicht kostendeckende Angebote für die Bürger zu ermöglichen, Bücherei, Schwimmbad usw.
Für mich ist es immer wichtig, dass unsere Schulstandort gesichert wird, es kann nicht sein, dass unsere Kinder Stunden mit Bussen unterwegs sind, um in die Schulen zu kommen.
 
Ich finde unsere aktuelles Kommunalwahlsystem sehr gut, aus jeder alten Gemeinde kommt auch ein Gemeinderat in das Gemeindegremium. Dieses muss beibehalten werden, nicht dass dieser sich nur für eine Ortsteil einsetzt, sondern, dass die Anliegen der Bürger dieser zur Diskussion kommen. Für mich war es in all den Jahren immer wichtig auch an jeder Ortschaftsratsitzung teilzunehmen, auch wenn ich nicht zum Ortschaftsrat gehörte.
 
Ich würde mir etwas mehr Interesse für die Arbeit des Gemeinderats von Seiten der Bürger wünschen, nicht nur wenn eine Entscheidung nicht gefällt.
 
Über die Jahre hat sich einiges verändert, jeder der drei Bürgermeister, welche ich erlebt habe, hatte seinen eigene Art. Es hat sich auch die Art und Weise der Zusammenarbeit und Diskussion verändert, aber das ist normal. Am Anfang hatte man ab und zu den Eindruck das die Nachsitzung das wichtigste war, jetzt fehlt diese leider fast immer, weil die Sitzungen bis Mitternacht gehen.
 
Wichtige Punkte waren und sind:
•Eine gute Lösung für die Abwassermaßnahmen für alle Dörfer zu finden
•In unseren Schulstandort zu investieren
•Die 900 Meter Abstände für Windräder festzulegen
•Zukunftsfähige Lösungen zu finden, auch in der Stadt-Dorfentwicklung, nicht nur mit praktischen, sondern Lösungen, in denen auch unsere Stadt und Dörfer lebenswert bleiben.