Quo vadis, Creglingen?

Auf Einladung von SPD-Kreisrätin Ute Schindler-Neidlein kamen gut 20 Interessierte, viele selbst in Handel, Gewerbe und Landwirtschaft kreativ tätig, ins Nebenzimmer des „Hirschen“. Mit ihrem Initiativvortrag gab SPD-Stadträtin Anita Bone-Czerniejewski das Thema vor: Wie lässt sich die Angebotsvielfalt in Creglingen und den Ortschaften halten, vergrößern, sichtbar und auch für Gäste erlebbar machen?

Bald wurde in der Gästerunde formuliert, welche Frage für Creglingen selbst im Vordergrund steht: Machen wir es wie alle anderen Gemeinden, setzen je einen Markt an den Ortseingang und den Ortsausgang, ergänzt durch einen Kleiderdiscounter, und nehmen dafür in Kauf, dass der Ortskern ausstirbt, wie es in so gut wie allen Nachbargemeinden schon geschehen ist? Oder gehen wir eigene Wege, stärken das Vorhandene und ermutigen die Ansiedlung von neuem Handel, Kleingewerbe, (Kunst-)Handwerk und Landwirtschaft?

Nur ein lebendiger Ort ist attraktiv für Neubürger, da waren sich alle einig. Angesichts der ständig steigenden Lebenshaltungskosten in den Großstädten sind ländliche Gemeinden vor allem für junge Familien (auch in Creglingen aufgewachsenen Rückkehrern, die auswärts Ausbildung und Beruf nachgegangen sind), durchaus interessant. Neben den niedrigeren Kosten lockt Städter das Miteinander, die persönliche Begegnung, die in kleineren Gemeinden gepflegt wird. Die Lebensqualität, die wir in Creglingen dank der vielfältigen Angebote noch haben, gilt es daher wertzuschätzen und auch für jüngere Leute nachvollziehbar nach außen zu kommunizieren.

Nur ein lebendiger Ort ist attraktiv für Neubürger.

Aus dem Kreis der Interessenten kamen konkrete Vorschläge für eine Belebung des Angebots. Die Stadt könne auf die handwerklichen Fertigkeiten von Geflüchteten zurückgreifen und ihnen bei der Betriebsgründung unter die Arme greifen, hieß es; Leerstände könnten gefüllt, Nachfolger gefunden werden (Stichwort Schneiderin und Schuhmacher). Ältere Creglinger, so ein anderer Vorschlag, könnten gemeinsam eine Fläche für die Eigenversorgung bewirtschaften und so junge Leute und Familien begeistern, die auch rund um die Städte solche Projekte gern nutzen.

Eine interessante Idee sind sogenannte Pop-up Stores, die Einsteigern die Möglichkeit geben, zunächst für einen kurzen Zeitraum ohne viel Vorlauf und Risiko ihr Sortiment anzubieten. Ideal wäre eine Fachbegleitung durch eine IHK-Beraterin oder einen ehrenamtlichen Paten. In eine ähnliche Richtung ging die Anregung, aus der Kooperation zwischen Schulen und Wirtschaft oder Schülerfirmen umsetzbare Projekte zu entwickeln.

„Tote wiederzubeleben, ist schwierig.“

Bürgermeister Hehn verwies auf den Stadtentwicklungsprozess, in dem ein Stadtplaner unter Mitsprache der Bürgerschaft einen Plan für die Innenstadt erstellen werde. Er betonte, dass die Stadt Creglingen konkrete Vorhaben immer gern tatkräftig unterstütze. Die Initiative müsse aber von künftigen Betreibern kommen. Ob es reicht zu warten, bis Einzelpersonen aktiv werden, wurde im Saal bezweifelt: „Tote wiederzubeleben, ist schwierig.“

Die Anwesenden einigten sich darauf, als nächsten Schritt einen Experten für Genossenschaften einzuladen, denn in einer Genossenschaft lassen sich Ideen und Initiativen möglicherweise am besten bündeln und umsetzen.

 

 

 

 

 

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